Haupt­sitz EGK Gesund­heits­kasse

test

Ein einfaches Volumen mit sorgfältig gestalteten Details beherbergt neu die EGK Gesundheitskasse. Die Plastizität der Holzfassade mit einer horizontalen Gliederung und filigranen vertikalen Elementen verortet den Holz-Beton-Hybridbau an der Schnittstelle zwischen Kleinstadt und ländlichem Kontext. Im Inneren sind angenehme und vielfältige Räume zum Arbeiten entstanden.

Der Hauptsitz der EGK Gesundheitskasse vereint die Mitarbeitenden der Verwaltung, die sich bis anhin auf vier verschiedene Standorte verteilten. Mit einem Architekturwettbewerb suchte man ein gestalterisches Konzept, das sich am ganzheitlichen Gesundheitsverständnis der EGK orientiert und gleichzeitig als gesellschaftliches Vorbild dient. Der Entwurf von Flubacher Nyfeler Partner Architekten erfüllte diese Anforderungen hinsichtlich mehrerer Aspekte. Das dichte Bahnhofsquartier, eine Reihe hoher Wohnblöcke und das mit Bäumen gesäumte rechte Birsufer prägen die Nachbarschaft. Mit einem einfachen Volumen reagiert der mehrgeschossige Holzbau auf städtebaulicher Ebene. Horizontale Vordächer auf jedem Geschoss gliedern die Fassade und sind ein wichtiges Merkmal der äusseren Erscheinung. Situativ reagiert der Baukörper unterschiedlich auf seine unmittelbare Umgebung, da er ebenso im Grünen wie in einem kleinstädtischen Kontext steht.

Mehrere grosse Bäume spenden auf dem neuen, öffentlich zugänglichen Vorplatz Schatten. Mineralische Platten, die mit ihrer floralen Form an Blütenblätter erinnern, führen neben Beeten mit Heilkräutern zum Haus. Wie liegengebliebene Blätter vereinzeln sich die Platten zum Rand hin. Ein im Erdgeschoss partiell zurückversetzter Bereich bildet die Adresse des Hauses. Die grosszügige Lobby ist Entrée und Kundenbereich zugleich. Im Erdgeschoss finden auch die Beratungsgespräche statt. Die in zwei Kernen organisierte Erschliessung ermöglicht eine geschossweise Fremdvermietung der nördlichen Gebäudehälfte, so dass sich die eigenen Büros je nach Raumbedarf erweitern oder stufenweise reduzieren lassen. Als statischer und organisatorischer Mittelpunkt enthalten die beiden Kerne auch die Sanitäranlagen.

Im südlichen Kern lädt eine ovale geschwungene Treppe ein, zu Fuss zu gehen, statt den Lift zu nehmen. In jedem Stockwerk öffnet sich die Treppe zu einem grosszügigen Raum als zentralem Ort der Begegnung. Die Büros liegen entlang der Fas saden, wobei aufgrund der Lage der Kerne unterschiedlich breite Zonen für Einzelbüros, abtrennbare Besprechungsbereiche oder Gruppenräume zur Verfügung stehen. Zum um laufenden Gang gehören pro Geschoss zwei nutzungsoffene Zonen und überhohe Bereiche als räumlich vertikale Verbindung zwischen den Stockwerken.

In Analogie zu einem Baum, der sich nach aussen verästelt, verfeinern sich beim Neubau der EGK von innen nach aussen nicht nur das Tragwerk und die Struktur, sondern auch die Materialien und Oberflächen. So weicht das Hartholzparkett im Gang in den Büros einem textilen Teppich und der grobe, rindenartige Putz des Kerns einem Feinputz in den Räumen. Bei der Fassade fügen sich Pfetten und Sparren in handwerklicher Präzision zu umlaufenden Vordächern und bilden ein räumliches Gitter. Die tiefen Leibungen und die Dächer sind ein konstruktiver Schutz und schaffen Privatsphäre im Inneren. Rafflamellenstoren bilden als bewegliche Elemente den äusseren Abschluss ähnlich dem Blattwerk eines Baumes. Die Glaswände, welche die Büros vom Gang trennen, zieren Abbildungen von stark vergrösserten Heilkräutern. Fällt das Tageslicht auf die Motive, entstehen – vermischt mit den Schatten der hohen Bäume – eigenwillige Lichtspiele in den Gängen.

Für ein gutes Raumklima sorgt zum einen die Haustechnik. Eine neu realisierte thermische Grundwassernutzung versorgt das Gebäude mit Heiz- und Kühlenergie, der Energieaustausch geschieht mittels Wärmepumpe. Eine Fotovoltaikanlage ergänzt das nachhaltige Konzept. Bei Bedarf lässt sich das Gebäude autark mit Energie versorgen. Die technischen Installationen sind offen geführt und damit gut zugänglich und austauschbar. Die vorgefertigten Fassadenelemente und Verbundrippendecken aus Holz und Beton bilden einen Hybridbau, der auf ökologische und ökonomische Langlebigkeit fokussiert.

Auch die Wände und Böden tragen zum angenehmen Raumklima bei: Die Oberfläche der Betonkerne besteht gangseitig aus einem Lehmdickputz, der Feuchtigkeit zwischenspeichern und Gerüche neutralisieren kann. Lehmbauplatten dienen als Ausfachung der Bürotrennwände, konventionelle Gipsplatten sind nur dort verbaut, wo dies der Brandschutz erfordert. Ein ovales Fenster in der Decke des Treppenbereichs kündet das oberste Stockwerk an. Hier gibt es grosszügige Aussenräume, unterschiedlich gestaltet als schmale und breite, modelliert-bepflanzte oder begehbare Terrassen. Als offenes Dach dient die sorgfältig konstruierte Pergola, an der sich Pflanzen emporranken. Hier bilden nicht mehr die hüfthohen Brüstungen den Horizont, sondern die Dachlandschaft von Laufen, der Flussraum der Birs und das hügelige Umland.

Fakten und Daten zum Objekt

Name

Hauptsitz EGK Gesundheitskasse

Ort

Birspark 1, 4242 Laufen

Bauzeit

September 2019 bis Juni 2021

Bauherrschaft
Vertretung Bauherrschaft

EGK Gesundheitskasse, Laufen
Gerster Project Management AG, Aesch

Architektur und Bauleitung

Flubacher Nyfeler Partner Architekten AG, Basel

Holzbauingenieur

Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See

Holzbau

Zaugg AG, Rohrbach

Kubikmeterpreis BKP 2

CHF 640.–

  • Fotos Tom Bisig, Basel

Unsere Community für Bauherrschaften und Investoren

00

Mitglieder